Eine Verfassung für eine Insel

„Als ich mich für das Planspiel ‚die Insel’ anmeldete, wusste ich zuerst gar nicht, was ich da genau mache“, erzählt Marta L. Nun aber diskutiert sie angeregt, ob nicht die Privatsphäre jedes Einzelnen wichtig genug ist, um in „ihre“ Verfassung aufgenommen zu werden.

Auch die drei anderen Schülerinnen und Schüler ihrer Gruppe denken angestrengt nach. Sie kommen aus unterschiedlichen Schulen aus ganz Berlin und besuchen unterschiedliche Klassen. Was sie verbindet, ist der gemeinsame besuchte Workshop. Sie alle haben sich für das Planspiel „die Insel“ entschieden.

Insel

In diesem Spiel sind sie Passagiere eines Kreuzfahrtschiffes, das in Seenot geraten ist. Als einzige Überlebende haben sich die insgesamt neun Teilnehmer des Planspiels auf eine einsame Insel retten können, auf der sie sie nächste Zeit überleben müssen. Nun gilt es, eine Verfassung auszuarbeiten, die eine Ordnung herstellt und das Überleben aller gewährleistet.

Zuerst teilten sich die Teilnehmer in zwei Gruppen auf. Dabei vertrat eine Gruppe die Ansicht, dass alle Gruppenmitglieder von Natur aus gut sind und sich gegenseitig unterstützen. Im Gegensatz dazu ging Gruppe zwei davon aus, dass die anderen Gruppenmitglieder sich selbst Vorteile verschaffen wollen.

Nach zwei Stunden intensiven Arbeitens wurden die Ergebnisse vorgestellt. Auffällig war, dass sich beide Gruppen für eine demokratische Ordnung entschieden hatten, in der alle Inselbewohner mitbestimmen konnten. Darin gab es Einige, die demokratisch gewählt wurden und über die Insel herrschten, aber auch Regeln, die ihre Macht einschränkten. Regeln und Institutionen werden gebraucht, damit ein politisches System funktionieren kann, finden beide Gruppen. Aber auch Freiheit, Gleichberechtigung und Gleichheit vor dem Gesetz sind wichtig.

„Man sieht erst jetzt, was an einer Verfassung alles zu bedenken ist“, meint eine andere Teilnehmerin. „Das ist gar nicht so einfach. Ein guter Wille allein reicht da nicht.“ Marta entgegnet: „Aber ich habe auch viel über unsere eigene Verfassung gelernt. Erst jetzt verstehe ich den Aufbau unseres Grundgesetzes.“ Auch wenn sie anfangs keine richtige Idee hatte, was sie heute erwartete, und auch ein wenig unentschlossen war, ob sie die richtige Wahl getroffen hatte, ist sie jetzt richtig zufrieden. Sie hat eine Menge gelernt und wird auch viel mitnehmen.

Nina Erdmann

Hinterlasse einen Kommentar